Von Talamone aus sollte es nach Lorient gehen um im Mai an der Langstreckenregatta Mini en Mai teilzunehmen. 500 Seemeilen quer durch die Biskaya mit vielen Spannenden Passagen wie zum Beispiel der Passage „La Plate“. Einfach mal drauf klicken und das YouTube Video anschauen. Ja, da müssen wir vorbei segeln, so will es die Classe Mini.
Vorher musste ich aber noch sicher und nach Möglichkeit ohne Kontakt mit den Carabinieri durch Italien kommen und die Alpen überqueren. Was ist der direkteste Weg von Talamone nach Lorient? Die Autobahn Passage über Torino, Grenoble, Lyon und immer weiter nach Westen bis nach Lorient. Das Navi sagte mir etwa 1700 Kilometer voraus. Boa…was für eine Strecke. Mittlerweile mutig geworden packte ich die Gelegenheit und startete am Tag. Der Weg über Monaco via Marseille bis Lyon hätte einen riesen Umweg bedeutet und weil das Navigationssystem diese Route vorschlug und die gesamte Strecke über eine Autobahn führte dachte ich mir nichts dabei. Was ich allerdings nicht wusste war, dass die Strecke durch einen Mautpflichtigen Alpen Tunnel führt der bei meiner Ankunft auf dem Display eine Summe von über 300 € anzeigte. Kurz vorher hatte ich, so dachte ich zumindest, die Grenze Italien/Frankreich passiert und der Grenzer guckte schon sehr überrascht und fragte mich, ob ich denn auch auf diesem Wege gekommen sei. Er meinte mein Boot wäre ja sehr groß und ich versicherte ihm, dass es lediglich ein 6.50 kleines Boot wäre, er müsse sich keine Sorgen machen. So passierte ich den Posten und erreichte die besagte Mautstation. Als die Dame am Schalter erklärte, dass das Gespann ja mehr als 3 Meter hätte versicherte ich Ihr, dass es weniger als 3 Meter wären, doch Sie beharrte auf Ihrer Position und fing an mit einer langen Stange zu hantieren. Mittlerweile war ich umzingelt von Beschäftigten dieser Mautstation und komisch anmutenden Personen. Als ich begriff, dass Sie nicht die Breite, sondern die Höhe meinte machte ich mir zunächst keine Sorgen, denn die Höhe des Tunnels sollte ja klar ausreichen. Das tat er auch, aber genau deswegen sollte ich schon mehr als 300 € für die Passage zahlen. Als Sie die Ausmaße des Mini begriff, fragte Sie mich auch nach der Breite und ich sagte so um die 2,50 Meter. Sie runzelte die Stirn und die Jungs die sich mittlerweile um mein Auto versammelten fingen an ihr Maßband zu zücken. Als Sie begriffen, dass ich mind. 3 Meter breit sein müsse sagte Sie mir, das würde jetzt aber dann 460 € kosten. Als sich auch der Grenzer langsam in meine Richtung begab wurde ich echt nervös, denn ich bekam Panik, dass ich jetzt noch kurz vor Frankreich von den Italienischen Carabnieri in die Mangel genommen würde. Ich gab Ihr meine Visa Karte und sagte, buch die Kohle ab und lass mich passieren. Sie wollte es nun aber genau wissen und sagte mir, ich dürfe jetzt rückwärts aus der Mautstation fahren und Sie würden mein Gespann vermessen. Als der Grenzer nicht mehr weit weg war fragte ich einen der Herren ob ich nicht umdrehen und einen anderen Weg fahren könne. Er bejahte das und so schnell wie er das sagte sah er mich auch umdrehen und den Weg zurück Richtung Torino antreten. Schnell in Sicherheit gebracht musste ich erst einmal eine Raststation finden um mein weiteres Vorgehen zu überdenken. Ich fuhr von der Autobahn und hielt auf die nächstgelegene Tankstelle zu. Allerdings, und das war mir gar nicht so bewusst, war ich ja schon mitten in den Alpen und als ich abfuhr befand ich mich mitten in einem Skigebiet mit engen Straßen, extremen Steigungen und Gefällen und Menschen die mit Ihren Skiern auf den Schultern von Ihrem Abfahrtstag zurückkamen.

Ich fühlte mich wie ein Außerirdischer und (immer noch in Italien) kurz davor ein echtes Problem mit der Polizei zu bekommen. Würde mir jetzt ein Carabinieri entgegen kommen, ich wäre erledigt. An der Tankstelle angekommen schaute ich auf das Navigationssystem und erkannte, dass Frankreich nur 15 Kilometer entfernt sei. Die Autobahn war ausgeschlossen, dass hatte ich ja gerade versucht. Also über die Bergpässe und erstmal nach Frankreich um in Sicherheit zu sein, denn für Frankreich hatte ich ja eine Genehmigung. Es folgten 4,5 Stunden Bergpass Fahrt über abenteuerliche Routen, an überraschten Passanten vorbei die nicht glauben konnten, dass Ihnen in Ihren Skiklamotten gerade ein Segelboot entgegen kommt usw. usw. Es war ein Abenteuer was ich definitiv nicht noch einmal erleben möchte. Italien ist super schön, aber nicht über Land mit dem eigenen Mini. Das steht einmal fest.
In Lorient angekommen machte ich einen Termin mit dem hiesigen Elektriker ab um meine Autopilot Probleme in den Griff zu bekommen. Ich erteilte ihm den Auftrag sämtliche Kabel von und zu dem Autopiloten und von da aus zu den Antrieben zu tauschen um allemal das Problem aus der Welt zu schaffen. Leider leider, aber der Elektriker ist zwar eine Koryphäe, aber er ist auch etwas verplant und so verhaspelte er sich mit der Zeit und tauschte nur ein paar Kabel die augenscheinlich in einem schlechten Zustand waren. Den ganzen Auftrag, so wie ich ihn mit ihm besprochen hatte hatte er leider nicht erledigt, obgleich er 4 Wochen Zeit hatte. So ist es kein Wunder, dass mich dieses unsägliche Problem auch auf der dritten Regatta des Jahres begleitete. Weiterhin war ja auch noch die defekte Windanlage an Bord und auch diese musste repariert werden. Simon Koster, der erste Eigner meines Mini hatte sich freundlicherweise der Sache angenommen und die Windanlage versucht zu reparieren. Allerdings kam auch er irgendwann nicht weiter und so machten wir doch den Versuch NKE zu überreden den Windsensor anzuschauen. Da ich mittlerweile mit Namen dort bekannt bin haben Sie sich tatsächlich der Sache angenommen und Siehe da, Sie konnten die Windanlage für sage und schreibe 56 € reparieren, es soll Wasser in den Sensor gekommen sein. Wie das sein kann ist mir schleierhaft, denn alles ist verschlossen. Das ist aber immerhin das erste Mal, dass ich für kleines Geld etwas auf meinem Mini repariert bekommen habe…was ein Erlebnis. Jetzt musste nur noch der Carbon Wing an den Sensor laminiert werden und wie üblich in Lorient gibt es für jeden Job auch irgendwo eine Koryphäe. In diesem Fall war es Marianne Moulec die in einer kleinen Hinterhofwerkstatt eine Carbonküche eingerichtet hat. Einfach cool. Sie sagte nur….“don´t ask me for the price“ und ich sagte….“ok please do it“. Für 150€ bekam ich einen wieder 100% festen und laminierten Carbo Wing. Soweit so gut.

Angekommen in La-Trinite-Sur-Mér machte ich mich wieder an die üblichen Arbeiten das Boot segelklar zu bekommen. Schnell noch den Security Check abgehakt. Es war tatsächlich alles vorhanden, das neue Narwal Segel für kleinere Veränderungen verpacken und nach Polen schicken, das reparierte (alte) X-Viole Segel wieder aus Lorient abholen. (typisch französisch ist natürlich nur die Hälfte repariert worden) und dann sollte es für eine erste Testfahrt raus gehen in die Bucht von Quiberon. Draußen endlich wieder in meinem Element fühlte ich mich wohl und richtig am Platz, aber was war das? Also entweder stimmt meine Wahrnehmung nicht mehr oder die Windanlage zeigt viel zu viel Wind an. Bei geschätzten 17 Knoten Wind zeigte die Anlage etwa das Doppelte an. Das war sehr merkwürdig. Am Ende stellte sich heraus, dass NKE wohl neue Teile in meinen alten Sensor eingebaut hat. Die neuen Sensoren haben andere Wind Paddle um die Windstärke zu messen. Bei mir haben Sie aber ein altes Paddle (so wie vorher) eingebaut aber die neuen Teile. Das hat wohl nun zur Folge, dass ich meinen älteren Windsensor so kalibrieren muss wie die neuen Sensoren, was mit dem alten Paddles eigentlich nicht sein sollte. Egal, am Ende ist es nur eine Initialisierungsfrage, aber das hat mich natürlich mal wieder etwas Nerven gekostet. Das erfreuliche war, dass der Pilot einwandfrei seine Arbeit gemacht hat und so entschied ich mich nach einer kleinen Rund in der Bucht zurück in den Hafen zu segeln.

Die kommenden 1,5 Tage verbrachte ich damit mich auf die Navigation des 500 Seemeilen langen Kurses vorzubereiten. 60 Kartenausdrucke aus dem Navigationsprogramm ein Laminieren, Wegpunkte setzen, Grib files laden, Routing besprechen und und und. Da geht viel Zeit bei drauf und so war es kein Wunder, dass ich mal wieder bis 1 Uhr nachts vor dem Start gebraucht habe um alles fertig zu bekommen. 2 meiner deutschen Konkurrenten mussten schon vor dem Start einpacken. Lina mit Ihrer Pogo 2 hatte Schulter Probleme und Chris mit seiner Pogo 3 musste aus familiären Gründen schnell nach Hause. Also blieben noch Oliver Tessloff und ich übrig. Jörg Riechers hatte es ja vorgezogen aufgrund der knappen Zeit das Schiff von Tunesien aus nach Spanien zu verlegen und so ging ich dann am Dienstagmorgen voller Erwartungen auf mein Boot und setzte die Segel. Ein Schlauchboot zog mich die ersten Meter aus dem Hafenbecken und dann ging es Richtung Startlinie. Ich schaltete den Autopiloten ein und ging nach vorne um das Gummi der Genua zu lösen und wunderte mich warum das Boot nicht Kurs hält. Als ich nach hinten kam bemerkte ich, dass der Pilot nicht mehr eingeschaltet war. Hmmmm….komisch…..aber naja, wieder eingekuppelt und nach wenigen Sekunden schaltete die Kupplung wieder ab…..So eine Schei….das kann doch nicht wahr sein….wieso läuft der Pilot denn jetzt wieder nicht???? Die Antwort auf diese Frage kann ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht sagen und deshalb komme ich auf die Überschrift dieses Artikels zurück….
Mach kaputt was kaputt gehen kann….jetzt ist es an der Zeit dieses Problem ein für alle Male abzustellen. Ich habe dem Elektriker klar gemacht, dass wir eine Endlösung für dieses Problem brauchen und dass ich keine Kompromisse eingehen will. Das kostet natürlich, wie immer, eine Stange Geld…wieviel weiß ich noch nicht, weil hier nach Aufwand abgerechnet wird, aber günstig wird es bestimmt nicht. Bleibt zu hoffen, dass meine Nerven und mein Geldbeutel nicht noch weiter auf das härteste strapaziert werden….
Ein Ergebnis für diese Regatta kann ich aus den oben genannten Gründen leider nicht liefern, denn ohne Autopilot ist an Schlaf nicht zu denken und das ist bei 500 Seemeilen nicht möglich. Zum Glück ist meine ganze Qualifikation bereits durch und so kann ich diese Rückschläge verschmerzen. Für das Transat habe ich dann hoffentlich alle möglichen Probleme einmal durchgespielt und gesehen sofern nicht neue Probleme dazu kommen….aber wahrscheinlich gehört das einfach dazu und man muss da durch…
……die kommende Regatta ist die „Trophé Marié Agnés Peron“, das sogenannte MAP. Für mich wird es der letzte Check vor dem Transat unter Regatta Bedingungen sein. Wenn bei diesem Rennen alles reibungslos läuft mache ich 3 Kreuze. In diesem Sinne….bis bald…Andreas