Rund Bornholm 2014

Im Rahmen der Warnemünder Woche fand auch dieses Jahr wieder die allseits bekannte Rund Bornholm Regatta statt. Aufgeregt wie Bulle machte ich mich zusammen mit Ronald, meinem Co-Skipper und Freund aus OK Zeiten, bereit für diese erste Regatta auf meinem neuen Mini. Es galt viele Dinge, wie Verpflegung, Anfahrt, Material und Ausstattung für die Regatta zu planen.

Am 05.07.2014 war es dann schließlich soweit. Einkranen Material ein- und ausstauen und ab ging es am Morgen des 06.07 Richtung Warnemünde. Die Ausfahrt ohne Motor (hab nicht mal eine Halterung dafür) aus dem engen Fahrwasser von Heiligenhafen ist jedes Mal wieder ein Abenteuer, vor allem wenn der Wind aus Ost kommt und das war klar, wie soll es anders sein, natürlich der Fall. So kreuzte ich bei abnehmendem Wind in Richtung Fehmarnsund und sollte tatsächlich erst gegen 23:00h Nachts nach ca. 12 Std. Fahrt in Warnemünde ankommen. Was für ein lahmer Ritt…die Kiste ist wirklich nicht fürs kreuzen gemacht. Die Rückfahrt sollte dann ungleich schneller werden (3,5 Std) aber dazu erst später.

Angekommen in Warnemünde war dann nur noch kurz Klugschnacken mit anderen Teilnehmern angesagt und dann ab in die Koje. Am nächsten Morgen war dann noch Wettertacktick und Routenfeintuning angesagt. Die Wettfahrtleitung macht es einem auch nicht leicht. Bornholm darf sowohl mit, als auch gegen den Uhrzeigersinn gerundet werden. Meeno Schrader und sein Team haben uns dann noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben uns so ging es dann pünktlich an den Start. Leider sogar etwas zu pünktlich. Der Strom aus dem Fahrwasser hat mich über die Linie geschoben und so musste ich schnellstmöglich umdrehen und zurück zur Linie. Gar nicht einfach bei einer Meute von Booten die gerade auch gestartet sind. Alles in allem ging es aber recht schnell und so fuhren wir unter Groß und Solent raus aus dem Fahrwasser zur ersten Wegmarke. Ich überlies Ronald das Steuer und bereitete den Code 0 zum setzen vor. Unter Code 0 ging es dann mit guter Geschwindigkeit bei ca. 10-11 Kn Fahrt in Richtung Darßer Ort bis dann schließlich mitten auf der Ostsee gegen Abend der Wind völlig verschwand und 2-3 Std totenFlaute herschte. Es ging nur im Schneckentempo weiter bis dann schließlich bei einbrechen der Dunkelheit auch der Wind wieder kam. Er drehte allerdings leider „wie angekündigt“ von NW auf NO und später dann weiter auf O. Dadurch dass wir mit dieser Winddrehung rechneten hatten wir zunächst gedacht das es besser wäre etwas Boden nach Norden gut zu machen, aber leider drehte der Wind nicht wie angesagt langsam nach rechts sondern deutlich schneller. Die Boote die Südlich weiter unter Land gefahren sind konnten hier, auch aufgrund der besseren Thermischen Winde am Abend Boden gut machen und waren ersteinmal auf und davon.

So war es dann auch, dass wir am nächsten Morgen „Dienstag den 08.07.2014“ überhaupt kein Boot mehr sichteten und die Moral etwas daran litt. Ich war mir dann irgendwie nicht mehr ganz sicher, ob es eine gute Idee war mit dem Rechtsdreher abzufallen und die Insel gegen den Uhrzeigersinn zu runden. Insofern war es sehr Wertvoll, dass ich Ronald dabei hatte und er mir bei den tacktischen Entscheidungen beratend zur Seite stand. Das war für die Moral ziemlich entscheidend. So war die Kreuz bis Dueodde am frühen Nachmittag erledigt und wir konnten abfallen. Eine sehr sichtbare Entspannung machte sich breit. Wir zogen dann auch gleich den Medium Spi und die rasante Rückfahrt nach Warnemünde begann mit ebenfalls gerefftem Groß und gereffter Genua. Also 3x Reff und ab ging die Post. Ab jetzt sollten nur noch schöne Vorsegel gesetzt werden und kein ekliges Kreuzen am Wind. Das mag ein Mini nämlich so gar nicht…..leider 🙂

Ab Svaneke wurde weiter abgefallen, die Reffs blieben aber drin, denn ich war noch nicht so vertraut mit dem neuen Boot und einige harte Drücker ließen uns trotz der Reffs das ein oder andere Mal in die Sonne schießen. Der Weg bis zur nordspitze Hammerodde war schnell erledigt, bei regelmäßigen 10-14 Knoten Fahrt erreichten wir Sie gegen 22:00 Uhr Abends bei Sonnenuntergang.

Was uns bereits die Wettfahrtleitung ankündigte kam dann leider auch und so bewegte sich eine ziemlich imposante Gewitterwalze direkt auf uns zu. Wir überlegten was wir machen sollten. Segel weg nehmen und abwarten, weiter segeln, kurs Ändern…so richtig viel Zeit zum überlegen war dann aber auch nicht mehr und so machten wir alles klar zum bergen der Segel und waren sehr überrascht, dass sich nur die Richtung des Windes um etwa 180 Grad änderte, die Windstärke aber kaum. Nach passieren der Walze dreht der Wind zurück und so konnten wir wie geplant halsen und Kurs auf Rügen nehmen.

Eine sehr beeindruckende und nervenaufreibende Gewitternacht begann. Von 23:00 Uhr bis etwa 2:00 Uhr Nachts bewegten sich in nahezu 360 Grad um unser Boot herum Gewitter am fließband. Ich habe mich bisher noch nie so unwohl auf meinem Boot gefühlt wie in dieser Nacht. Was hätte ich tun können? Einige Boote haben Rönne auf Bornholm angelaufen…die meisten sind aber draußen geblieben. Auf der Nordwest Seite versperrte mir das Verkehrstrennungs-gebiet Bornholmsgat den Weg und von der Südost Seite bis zur Südwest Seite kam das Gewitter auf. Die Entscheidung fiel mir leichter als das Gewitter praktisch überall um mich herum kreiste. Ich entschied mich für den direkten Kurs in Richtung Ziel. Wenn ich ohnehin nicht ausweichen kann, dann kann ich auch weiter in die richtige Richtung segeln. Diese Entscheidung entpuppte sich gegenüber meinem direkten Mitkonkurrenten dem Mini 772, ebenfals ein Nacira Design, als gute Lösug. Wir holten wieder auf. Geschätzt 2-4 Stunden voraus hatten Frank und Kristian (Mini 772) ebenfalls ordentlich Sch… in der Hose und verkrochen sich an eine sichere Stelle im Boot und segelten nicht mehr im Race mode. Auch sie überlegten das Rennen abzubrechen und einen sicheren Hafen anzulaufen. Aber auch die Beiden fanden keine wirkliche Lösung.

Der letzte Tag (Zielfahrt 09.07.2014) Während wir den ganzen Tag, zunächst bis Vormittags unter großem Spi (80qm) und dann anschließend unter Code 5 (kleinster Spi, etwa 45 qm) mit konstant zweisteligen Knoten Geschwindigkeit gen Ziel rauschten trauten sich Frank und Kristian nur zaghaft nach dem Gewitter den Code 0 zu ziehen. Eindeutig zu wenig Segelfläche.  Ronald hatte in der Gewitternacht gut schlafen können und so dachte ich mir, dass auch ich gut eine Mütze Schlaf gebrauchen könnte. Auf Höhe Arkona (da waren wir noch mit dem großen Spi unterwegs) legte ich mich ebenfalls in die Koje. Ich hatte in der ersten Nacht kaum geschlafen und in der zweiten Nacht überhaupt nicht. Ich war entsprechend Müde. Vielleicht hätte ich ein wenig die Segelfläche reduzieren sollen, denn an schlafen war leider nicht zu denken. Ich bemerkte mit geschlossenen Augen wie sich das Boot immer wieder verdächtig weit auf die Seite legte und spätestens beim dritten Mal war es dann geschehen und der Sonnenschuß war perfekt. Auf die Idee die Segelfläche zu reduzieren bin ich aber irgendwie nicht gekommen bzw. fällt es mir grundsätzlich schwer Fahrt aus dem Schiff zu nehmen um mich selbst zu schonen. Am liebsten habe ich es wenn die Kiste Vollgas fährt und wir schnell unterwegs sind. So entschied ich mich, den Schlaf auf die Zeit nach dem Zieldurchgang zu verschieben und übernahm wieder das Steuer. Auf Höhe Darßer Ort machten wir dann einen Segelwechsel auf den Code 5 und halsten in Richtung Warnemünde. Ab hier begann eine unbeschreibliche Vollgasfahrt die ich meinen Lebtag noch nicht erlebt hatte. Die Go4it lief ausnahmslos mehr als 10 Knoten und erreichte im Vollsurf sagenhafte 18,5 Knoten. Ein Wahnsinn. Die letzten (geschätzt 2-3) Stunden vergingen wortwörtlich wie im Flug (siehe hierzu auch das gedrehte Speed Video ) Kurz vor Warnemünde wurde es dann noch einmal spanend. Wir sahen am Horizont den anderen Mini 772 von Frank. Ich hatte bis dato gedacht, dass die beiden auf und davon…schon längst im Ziel Ihr Anlegebier getrunken hätten, aber nein….Sie waren in Sichtweite. Das Adrenalin schoss noch einmal in unsere Adern und wir versuchten Sie noch einzuholen. Die beiden noch notwendigen Halsen gingen allerdings ordentlich daneben. Ich dachte ich könnte vieleicht mit einem sehr tiefen Kurs die Halse vermeiden und so ins Ziel kommen, aber unter Land wurde es einfach zu flach. So waren wir ein wenig in Eile und vor allem auch ungeübt in den Abläufen an Bord und hatten am Ende wohl sogar noch Glück, dass der Mast noch stand. Frank und Kristian fuhren 15 Minuten vor uns durchs Ziel und wir beide beendeten die Rund Bornholm 2014 nach 2 Tagen 1 Stunde und 51 Minuten unser erstes Mini Abenteuer auf dem zweiten Platz der Yardstick Gruppe 2.

Wie ich finde ein sehr gelungener Anfang….

Gruß Andreas

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